Die Blasmusik hat in Kell am See eine lange Tradition. Bereits in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts existierte in Kell ein Spielmannszug, der vermutlich von den heimkehrenden Soldaten des napoleonischen Heeres gegründet wurde. Dieser Spielmannszug löste sich vor der Jahrhundertwende wieder auf.
Im Jahre 1912 wurde ein neuer Versuch unternommen, eine Musikkapelle ins Leben zu rufen. Da viele Männer unserer Gemeinde damals in den Kohle- und Erzgruben an der Saar und in Lothringen ihren Lebensunterhalt verdienten, lag es nahe, dass die neugegründete Musikkapelle eine Bergmannskapelle wurde. Gründungsmitglieder waren Matthias Biewer, Nikolaus Metzen, Josef Erschens und Nikolaus Michels. Geprobt wurde damals in der Alten Mühle, einem zentralen Gebäude in Kell am See. Der erste Weltkrieg 1915 bereitete aber auch diesem jungen Verein ein jähes Ende.
Acht Jahre später, im Sommer des Jahres 1920, machte dann Matthias Eiden, er war Hornist in der kaiserlichen Armee, den erneuten Versuch, einen Musikverein zu gründen. Sein Entschluss wurde von mehreren Musikern der ehemaligen Bergmannskapelle unterstützt, zumal auch noch einige Instrumente aus der Zeit vor dem Krieg vorhanden waren. Die restlichen Musikinstrumente mussten von den Musikern selbst gekauft werden, in der damaligen, auf dem Hochwald sehr armen Zeit, oftmals unter großen finanziellen Belastungen. Die Chronik weiß zu berichten, dass manches Stück Rind verkauft werden musste, um Instrumente zu finanzieren. Dieser neugegründete Verein nannte sich Musikverein "Triumph".
Musikverein "Cäcilia" im Jahre 1922
Anderthalb Jahre später wurde von dem damaligen Pastor Weber ein zweiter Musikverein mit dem Namen "Cäcilia" gegründet. Dieser war dem Kirchenchor angeschlossen und sollte ausschließlich bei Gottesdiensten mitwirken. Da sich die Finanzierung der neu angeschafften Musikinstrumente als sehr schwierig erwies, versuchten die aktiven Musiker diese fehlenden Mittel durch Spielen von Tanzmusik aufzubringen. Hierdurch entstanden Schwierigkeiten mit dem damaligen Dirigenten, Pastor Weber, was schließlich zur Folge hatte, dass sich die Musiker vom Kirchenchor trennten und sich selbständig machten.
Die beiden Musikvereine "Triumph" und "Cäcilia" wetteiferten nun miteinander und brachten hierdurch ihre Leistungen auf ein für die damalige Zeit sehr beachtliches Niveau. Jeder Verein hatte Ende der 20er Jahre über 30 aktive Musiker.
Musikverein "Triumph" im Jahre 1925
Die positive Entwicklung der beiden Vereine wurde aber im Jahre 1933 durch die NS-Herrschaft abrupt beendet. Beide Vereine wurden nun zu einer SA-Kapelle vereinigt, die ausnahmslos Parteiinteressen wahrnehmen durfte. Diese Bevormun-dung führte zur Auflösung des Vereins.
Das Interesse am Musizieren war bei einigen Musikern aber so groß, dass man sich 1938 bereits wieder entschloss einen neuen Verein zu gründen. Der zweite Weltkrieg und die Einberufung vieler aktiver Musiker zum Militärdienst machten aber auch dieses Bestreben wieder zunichte.
Nach dem zweiten Weltkrieg fanden sich dann wieder einige Männer, die den Verein neu ins Leben riefen und ihm den Namen "Gemeindeorchester" gaben. Als der Verein im Jahre 1950 das 30-jährige Stiftungsfest feierte, gab man ihm den Namen "CONCORDIA".
Unter diesem Namen hat der Musikverein bis heute viele schöne Erfolge zu verzeichnen. So nahm der Musikverein "CONCORDIA" erfolgreich an verschiedenen Wertungsspielen auf nationaler und internationaler Ebene teil. Aufzeichnungen mit Rundfunkanstalten, Tonträgerproduktionen und traditionelle Jahreskonzerte zeugen von der musikalischen Leistungsfähigkeit des Orchesters.
Höhepunkte der jüngeren Vereinsgeschichte waren die Vereinsfahrten nach Rom (1986) mit Audienz und Konzert auf dem Petersplatz, nach New York (1989) zur Steubenparade, und nach China (1995) mit Konzerten in Peking und Shanghai.
In den 80 Jahren seines Bestehens nahm der Verein nicht nur seine eigenen Interessen wahr, sondern er stellte sich ganz der Allgemeinheit, sei es bei weltlichen oder kirchlichen Festlichkeiten in selbstloser Weise zur Verfügung. Er leistet wie kaum ein anderer Verein unseres Ortes einen entscheidenden Beitrag zum kulturellen Leben in unserer Gemeinde.
Musikpflege und speziell Volksmusikpflege ist zu einem unentbehrlichen Faktor im kulturellen und gesellschaftlichen Leben unserer Dorfgemeinschaft geworden.
Die hohe Zahl von 230 Vereinsmitgliedern zeigt die Anerkennung und Beliebtheit, die der Musikverein in der örtlichen Bevölkerung genießt.
Der Musikverein "CONCORDIA" kann sich heute, zu seinem 80-jährigen Bestehen, mit einem Orchester von mehr als 60 aktiven Musikern in der Öffentlichkeit vorstellen.
Hauptaugenmerk wird auf den Ausbau und die intensive Förderung der Jugendarbeit gelegt. Derzeit befinden sich ca. 60 Kinder und Jugendliche in der musikalischen Ausbildung, die vom Verein organisiert und getragen wird.
Dies alles zeugt von dem vielen Fleiß und von zäher und kontinuierlicher Aufbauarbeit der Verantwortlichen des Vereins, die hierbei aber nicht das eigentliche Ziel des Vereins, den Sinn und Zweck ihrer Arbeit, die "Erhaltung, Pflege und Förderung der Volksmusik" außer Acht gelassen haben.